Ein Interview mit Bernat Vicens, CEO der FERGUS Group, über Wachstum, nachhaltige Transformation und die Seele von Hotels
Kaum eine Hotelgruppe wächst in Spanien derzeit so schnell wie die FERGUS Group. Mit sieben neuen Häusern allein im Jahr 2025 setzt das Unternehmen Maßstäbe im spanischen Strandurlaub-Segment. Der Schlüssel: ein konsequentes Modell der Repositionierung, bei dem aus in die Jahre gekommenen Hotels stylische Lifestyle-Destinationen entstehen. Im Gespräch erklärt Geschäftsführer Bernat Vicens, warum tent Hotels als Innovationslabor fungiert, wie ESG-Initiativen zum Markenkern gehören – und weshalb Hotels für ihn und sein Team vor allem eines haben müssen: eine Seele.
Herr Vicens, die FERGUS Group expandiert 2025 mit sieben neuen Hotels. Was sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren, die dieses rasante Wachstum ermöglichen?
Die FERGUS Group hat sich zu einer der am schnellsten wachsenden Hotelketten im Strandurlaub-Segment in Spanien entwickelt. Der Schlüssel zu unserem schnellen Wachstum liegt in einem bewährten und skalierbaren Geschäftsmodell, das auf der Repositionierung bestehender Immobilien basiert, anstatt von Grund auf neu zu bauen. Unsere drei unterschiedlichen Geschäftslinien – FERGUS Hotels, tent Hotels und Affiliated by FERGUS – arbeiten jeweils mit unterschiedlichen Managementmodellen, was uns die Flexibilität gibt, schnell auf Marktchancen zu reagieren. In den vergangenen zehn Jahren haben wir mehr als 120 Millionen Euro in Renovierungen investiert – stets mit einem klaren Managementmodell, das auf Wertschöpfung fokussiert ist. Wir erreichen dies durch starke Vertriebskompetenz, operative Effizienz und ein erfahrenes Team, das sicherstellt, dass unsere repositionierten Hotels schon kurz nach dem Relaunch überdurchschnittliche Ergebnisse erzielen. Unsere Erfolgsbilanz erlaubt es uns zudem, sowohl institutionelle als auch private Drittinvestoren einzubinden und so unsere Wachstums- und Anpassungskapazität zu erweitern.
Ihr Geschäftsmodell setzt stark auf die Repositionierung bestehender Hotels. Können Sie uns an einem konkreten Beispiel erklären, wie aus einem „veralteten“ Haus ein attraktives, profitables Produkt wird?
Es ist wichtig zu betonen, dass jede Immobilie einen maßgeschneiderten Ansatz erfordert. Ein gutes Beispiel ist das FERGUS Style Punta Arabí auf Ibiza – einst ein veralteter Clubkomplex, den wir repositioniert und im Mai 2025 wiedereröffnet haben. Wir haben die Immobilie komplett neu gestaltet, bestehende Einrichtungen und Services aufgewertet und sie in ein stilvolles Strandhotel verwandelt, das lokale Architektur widerspiegelt und ein Premium-Lifestyle-Erlebnis bietet. Diese Repositionierung ist noch im Gange, denn wie bei jedem ambitionierten Projekt dauert es mehr als eine Saison, um operative Standards und die besten Ergebnisse bei Gästezufriedenheit und Profitabilität zu erreichen. Doch es ist ein Prozess, den wir schon oft erfolgreich gemeistert haben: von der Transformation eines 3-Sterne- in ein 5-Sterne-Hotel wie beim FERGUS Style Tobago im Jahr 2019, über die komplette Neuausrichtung der Zielgruppe eines zuvor als Party-Location für junge Leute positionierten Hotels, das wir im vergangenen Jahr in ein familienorientiertes Resort umgewandelt haben, bis hin zu den Eröffnungen unserer tent Hotels, bei denen sowohl die Einrichtungen als auch das Managementmodell vollständig erneuert werden. All diese Projekte zeigen unser Know-how in der Transformation und beweisen, wie das richtige Konzept und die passende Investition eine leistungsschwache Immobilie in ein hochattraktives und profitables Produkt verwandeln können.
In nur wenigen Jahren ist tent Hotels zu einer festen Größe geworden. Welche strategische Rolle spielt diese Marke im Gesamtkonzept der Gruppe?
tent Hotels fungiert innerhalb der Gruppe als Innovationsmotor. Das disruptive „Bed & Unlimited Brunch“-Konzept und die digital ausgerichtete Guest Journey sprechen ein unabhängiges Publikum an, das Flexibilität schätzt, um ein Reiseziel frei erkunden und genießen zu können. Die Marke erlaubt uns, über das traditionelle Sun-and-Beach-Modell hinauszugehen und neue Marktsegmente zu erschließen. Ihre Stärke zeigt sich nicht nur in der hohen Gästezufriedenheit – mit einem GRI, der konstant über 85 % liegt – sondern auch im Vertrauen großer internationaler Hotelgruppen, sowohl Eigentümer als auch Betreiber, die mehrere ihrer Häuser dank der herausragenden Ergebnisse unter dieser Marke verwalten lassen. Dieser Erfolg wurde auch extern anerkannt: tent Hotels wurde kürzlich bei den renommierten Skift Awards in die engere Auswahl aufgenommen – neben Konzepten von Mandarin Oriental, Accor und Hyatt – was die Innovationskraft und das Potenzial der Marke unterstreicht.
Das FERGUS Style Palma Beach entsteht in einer der bekanntesten Lagen Mallorcas. Was genau macht dieses neue Premium-Hotel aus Ihrer Sicht einzigartig – und mit welchen Besonderheiten wollen Sie sich hier klar vom Wettbewerb absetzen?
Style Palma Beach besticht durch seine unschlagbare Lage direkt am Meer an der Playa de Palma, einem der ikonischsten Strände der Insel. Das Hotel verbindet ein zeitgenössisches Design mit lokaler Identität und bietet erstklassige Gastronomie und Einrichtungen in einem Adults-only-Setting. Die privilegierte Lage, nur wenige Minuten von Palma entfernt und mit guter Anbindung an ganz Mallorca, macht es zum perfekten Ausgangspunkt, um eine Insel zu entdecken, die zunehmend als Weltklasse-Destination anerkannt wird. Gleichzeitig sorgt die Zugehörigkeit zu einer professionellen Gruppe für gleichbleibende Servicequalität, operative Expertise und starke Vertriebsstrukturen. Das garantiert, dass das Haus auf höchstem Niveau konkurriert und dennoch einzigartig und persönlich wirkt.
Wird das FERGUS Style Palma Beach ganzjährig geöffnet sein – und falls ja, welche Strategien verfolgen Sie, um auch in der Nebensaison Gäste anzuziehen?
Ja, FERGUS Style Palma Beach wird ganzjährig geöffnet sein. Das Gleiche gilt für die drei neuen Häuser in Cala Major, die wir bis 2027 in unser Portfolio aufnehmen und unter unseren Marken wiedereröffnen werden: FERGUS Style La Cala, FERGUS Marivent und tent Costa Palma. Die Entscheidung basiert auf der Nähe zu Palma mit seinem vielfältigen Kulturangebot sowie auf dem milden Klima Mallorcas, das die Insel auch jenseits der Sommersaison attraktiv macht.
Welche konkreten ESG-Maßnahmen ( Environmental, Social, and Governance) und Projekte möchten Sie in den kommenden Jahren priorisieren, um Nachhaltigkeit in Ihren Hotels weiter voranzutreiben?
Wir verfolgen einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz, der wirtschaftliche, ökologische und soziale Dimensionen integriert – und werden dies auch künftig stark betonen. Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Repositionierung bestehender Hotels anstelle von Neubauten ein entscheidender Beitrag zur Transformation der Tourismusbranche, da Lebenszyklen von Immobilien verlängert werden. Die soziale Dimension war für uns von Anfang an eine Priorität: Wir waren Pioniere bei der Umsetzung eines Projekts zur Integration von Mitarbeitern mit Behinderungen und arbeiten hierfür mit zwei spezialisierten Organisationen zusammen – Fundación ASPAS und La Buena Huella. Eines der größten Herausforderungen der Branche ist es, Talente zu gewinnen und zu halten. Deshalb messen wir Initiativen, die Vielfalt, Inklusion und professionelle Weiterbildung fördern, große Bedeutung bei. Auf der ökologischen Seite setzen wir bei neuen Projekten auf Energieeffizienz, was zu zweistelligen Reduktionen im Energieverbrauch führt. Zudem arbeiten wir weiter daran, den Verbrauch von Einwegplastik sowie Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Starke Governance und transparente Managementstrukturen bilden die Grundlage all dieser Initiativen.
Welche Märkte und Destinationen stehen als Nächstes auf Ihrer Expansionsagenda? Denken Sie auch über Spanien hinaus?
Unser unmittelbarer Fokus liegt weiterhin auf den wichtigsten Urlaubsregionen Spaniens – insbesondere den Balearen, Katalonien, Andalusien, den Kanaren, wo wir bereits vertreten sind, sowie neuen Destinationen wie der valencianischen Küste. Über unsere Geschäftslinie Affiliated by FERGUS verfolgen wir zudem eine Asset-Light-Strategie, die es uns ermöglicht, schnell in Partnerschaft mit unabhängigen Eigentümern zu expandieren – entweder um ihre Identität langfristig zu bewahren oder um die Hotels zu managen, bis sie in eine unserer Marken repositioniert werden können. Während Spanien das Kernstück unserer Expansionsstrategie bleibt, sind wir auch für sorgfältig ausgewählte Gelegenheiten im Ausland offen, wenn wir klar erkennen, dass unser Geschäftsmodell dort zusätzlichen Mehrwert schafft.
Zum Schluss möchten wir Sie noch ein wenig persönlich kennenlernen. Wenn Sie privat Urlaub machen – welche Reiseziele oder Arten von Reisen üben auf Sie die größte Anziehungskraft aus?
Obwohl das Leben auf Mallorca und die Arbeit in der Hotellerie meinen Alltag sehr eng mit den besten Urlaubserlebnissen verbinden, liebe ich es zu reisen. Jedes Jahr unternehme ich daher mehrere Kurztrips und eine längere Reise mit meiner Familie. Für uns ist der ideale Urlaub eine Kombination aus Erholung und Entdeckung, wobei sich die Art der Reise von Jahr zu Jahr ändert. Letztes Jahr reisten wir nach Japan, und dieses Jahr werden wir eine Kreuzfahrt im Indischen Ozean unternehmen.
Abseits von Zahlen und Projekten interessiert uns Ihre persönliche Motivation: Was treibt Sie mehr an – die Aufregung und Freude bei der Eröffnung eines neuen Hotels, das Erreichen wirtschaftlicher Erfolge oder das direkte Feedback zufriedener Gäste?
Wie unser Executive President Pep Cañellas immer sagt: Hotels müssen eine Seele haben. Für mich ist das Schönste, wenn man sieht, dass das Produkt, das man gemeinsam mit dem Team entworfen und umgesetzt hat, tatsächlich diese Seele hat. Denn dann weiß man, dass es ein Erfolg wird. Alles andere – Gästezufriedenheit, Geschäftserfolge und finanzielle Ergebnisse – folgt daraus ganz von selbst.