Ein exklusives Interview mit Herrn Miralles über die Philosophie von Treurer
Wer Mallorca nur mit Sonne, Strand und Meer verbindet, hat Treurer noch nicht erlebt. Im Herzen der Insel, umgeben von sanften Hügeln und dem Duft jahrhundertealter Olivenbäume, liegt eine Finca, die Tradition und Innovation auf einzigartige Weise vereint. Treurer ist weit mehr als ein landwirtschaftlicher Betrieb – es ist ein Herzensprojekt der Familie Miralles, das 2007 mit der Pflanzung von 3000 Arbequina-Olivenbäumen begann und sich heute zu einem Leuchtturm für Qualität, Nachhaltigkeit und mallorquinische Lebensart entwickelt hat.
Mit einem preisgekrönten Olivenöl, einem luxuriösen Landhotel, einem Restaurant mit regionaler Spitzenküche und einem tief verwurzelten Nachhaltigkeitsgedanken hat Treurer in kurzer Zeit ein Gesamterlebnis geschaffen, das Feinschmecker, Naturliebhaber und Genießer gleichermaßen begeistert. Im Interview erzählt Herr Miralles, wie aus einer familiären Leidenschaft ein mehrfach ausgezeichnetes Projekt wurde – und warum Besucher hier nicht nur ein Produkt, sondern ein Stück authentisches Mallorca erleben.
Herr Miralles, könnten Sie uns etwas über den Ursprung der Finca Treurer erzählen und wie sich das Projekt seit seiner Gründung entwickelt hat?
Dieses Projekt wurde im Jahr 2007 von meinem Vater ins Leben gerufen, als er beschloss, 3000 Olivenbäume der Sorte Arbequina zu pflanzen. Von Anfang an war meinem Vater klar, wer unsere Kunden sind, was sie brauchen – und dass wir ein natives Olivenöl extra von höchster Qualität produzieren müssen.
Unsere Kunden kommen hauptsächlich aus Nord- und Mitteleuropa. Diese Menschen sind oft nicht an sehr bittere oder scharfe Öle gewöhnt. Die Sorte Arbequina liefert ein Öl mit einem ausgewogenen Verhältnis von Bitterkeit und Schärfe sowie hervorragendem Geschmack und Aroma. Durch unsere sorgfältige Pflege der Bäume und die schonende Verarbeitung entsteht ein sehr frisches Öl mit intensiven Aromen und Geschmack, das zudem reich an Polyphenolen und Vitaminen ist – also sehr gesund.
Ich war über die Jahre hinweg immer im Betrieb eingebunden, aber vor vier Jahren habe ich mich entschieden, voll und ganz in das Projekt einzusteigen und meinem Vater die Führung abzunehmen. In diesem Moment haben wir zwei große Investitionen getätigt: Erstens haben wir unsere eigene Ölmühle gebaut. Das hat uns ermöglicht, den gesamten Prozess komplett zu kontrollieren und die Qualität unseres Öls auf ein Maximum zu steigern. Als Belohnung haben wir zahlreiche Auszeichnungen erhalten – etwa drei Jahre in Folge die Goldmedaille beim Wettbewerb in New York oder die Goldmedaille beim Wettbewerb in Berlin in diesem Jahr.
Die zweite große Investition war die Renovierung der Gebäude auf dem Anwesen und die Eröffnung eines Fünf-Sterne-Hotels mit acht Zimmern. Dieses Jahr war bereits unsere dritte Saison.


Welche Rolle spielt Ihre Familie bei der Führung und im Alltag der Finca?
Als mein Vater dieses Projekt begann, geschah das aus Leidenschaft und in einer Lebensphase, in der er geschäftlich nicht mehr aktiv sein musste – er war sein ganzes Leben lang im Hotelgewerbe tätig. Für ihn war dieses Projekt zunächst ein Hobby. Anfangs war die ganze Familie eingebunden: bei der Ernte, in der Verwaltung, im Verkauf usw. Mit der Zeit wurde das Projekt jedoch immer ernsthafter. Irgendwann stand die Entscheidung an: aufgeben oder weitermachen. Und ich beschloss, die Leitung zu übernehmen.
Ein solches Projekt lässt sich nur schwer erfolgreich führen, wenn nicht Menschen mit echter Hingabe beteiligt sind – und das ist meist der Fall, wenn die Familie involviert ist. Deshalb schlug ich meiner Frau Sonia, die aus dem Gesundheitswesen kommt, vor, die Leitung des Hotels und des Restaurants zu übernehmen. Mein Vater kommt weiterhin jeden Tag und ist sehr aktiv, er bringt seine Erfahrung in allen Bereichen ein. Zudem haben wir das Glück, ein sehr engagiertes Team in allen Bereichen zu haben.
Treurer steht für Nachhaltigkeit. Wie setzen Sie diese Werte konkret vom Anbau bis zur Produktion um?
Auf Treurer arbeiten wir nach den Richtlinien der Integrierten Produktion und sind im entsprechenden Register eingetragen. Diese Produktionsweise garantiert eine nachhaltige, lebendige und langfristige Landwirtschaft, die qualitativ hochwertige Produkte liefert und gleichzeitig Umwelt und Gesundheit respektiert.
Im Sinne der Nachhaltigkeit und der Kreislaufwirtschaft haben wir 2022 eine Kompostieranlage installiert, um den Alperujo (den bei der Ölherstellung anfallenden Rückstand) zu verwerten. Aus diesem umweltschädlichen Reststoff entsteht so Dünger. 2024 folgte die Installation von Photovoltaikanlagen, um die Sonnenenergie Mallorcas zu nutzen und den Verbrauch herkömmlicher, umweltschädlicher Energie zu reduzieren.
Weitere nachhaltige Maßnahmen sind die Verwendung von Olivenbaumschnittresten zur Abdeckung von Garten- und Wegeflächen, was den Wasserverbrauch reduziert und die Bodenbiodiversität erhöht. Außerdem wird Abwasser aus dem Agrotourismus-Betrieb zur Bewässerung des Olivenhains wiederverwendet, um den Grundwasserspiegel zu schonen und die Wirtschaftlichkeit zu sichern. Im Winter pflanzen wir Leguminosen zur Bodenregeneration und natürlichen Düngung – eine Praxis der regenerativen Landwirtschaft.
Aktuell arbeiten wir daran, eine Zertifizierung für regenerative Landwirtschaft zu erhalten. Unsere Agrar-Ingenieurin Joana Miralles widmet sich Forschung und Entwicklung, um den Anbau nachhaltiger und effizienter zu gestalten und gleichzeitig Früchte von höchster Qualität zu erzielen.
Was unterscheidet Ihr natives Olivenöl extra von anderen Produkten auf dem Markt?
Unser Öl zeichnet sich durch Frische, intensives Aroma und Geschmack aus. Es ist reich an Vitaminen und Polyphenolen – also perfekt als gesundes Nahrungsmittel. Wenn ich eine Eigenschaft besonders hervorheben müsste, dann wäre es: Unser Öl schmeckt nach Oliven – so, wie ein wirklich gutes natives Olivenöl extra mindestens schmecken muss.



Sie haben kürzlich in Ihre eigene Ölmühle investiert. Warum ist es Ihnen wichtig, die gesamte Produktionskette „vom Baum bis zum Tisch“ zu kontrollieren?
Man darf nicht vergessen: Natives Olivenöl extra ist ein natürlicher Saft. Man kann nur dann ein gutes Öl herstellen, wenn die Früchte selbst von höchster Qualität sind. Deshalb sind landwirtschaftliche Praktiken entscheidend.
Aber gute Früchte allein reichen nicht: Wenn man sie bei der Ernte und Verarbeitung nicht sorgfältig behandelt, gehen Aromen, Geschmack und gesunde Inhaltsstoffe verloren. Deshalb ist Kälte in allen Verarbeitungsschritten entscheidend, um unerwünschte chemische Reaktionen zu vermeiden.
Da dem Öl nichts zugesetzt werden darf – auch keine Konservierungsstoffe – spielt die Lagerung eine große Rolle. Wir lagern unser Öl bei konstanter Temperatur (ca. 15 °C) und inertisieren es mit Stickstoff, um die Oxidation zu verlangsamen. So bleibt es lange frisch und hochwertig.
Die Olivenölproduktion war letztes Jahr auf Mallorca sehr gering. Wie hat Sie das betroffen und wie ist die Prognose für dieses Jahr?
Das letzte Jahr war wirklich schwierig. Unsere Produktion ging um 30–40 % zurück, sodass wir den Verkauf bereits vor vier Monaten einstellen mussten. Dieses Jahr sind wir sehr optimistisch: Die jüngsten Regenfälle haben den Olivenbäumen sehr gut getan. Wir erwarten eine sehr gute Ernte und beginnen bald mit der Ernte. Wir hoffen, Mitte Oktober unser Öl wieder verkaufen zu können. Die Warteliste für Bestellungen ist bereits geöffnet.
Man kann die Finca besuchen. Was erwartet die Besucher? Gibt es Führungen oder besondere Erlebnisse?
Wir freuen uns immer über Besucher – aus mehreren Gründen. Auf dem Markt gibt es viele unterschiedliche Olivenöle, was oft verwirrend ist. Wir helfen den Besuchern, klare Kriterien für die Auswahl zu entwickeln.
Und natürlich: Es ist leicht, zu sagen, man habe ein Premiumöl – aber schwer, es zu beweisen. Wer uns besucht, sieht und erlebt den gesamten Prozess mit eigenen Augen. Nach der Führung bieten wir eine Ölverkostung an, anschließend eine mallorquinische Brotzeit mit lokalen Produkten.
Wir bieten verschiedene Formate: Geführte Touren (Montag bis Samstag, auch auf Deutsch) für einen umfassenden Einblick sowie gastronomische Erlebnisse mit verschiedenen Menüs – Tapas, Grillabende oder Degustationsmenüs – oft auf unserer Terrasse mit Blick auf das Tal und den Randa-Berg.


Treurer hat auch ein Restaurant. Was ist dessen Philosophie?
Das Restaurant entstand, um unseren Hotelgästen einen umfassenden Service zu bieten. Seine Philosophie entspricht der der Finca: Unser Chefkoch José Cortés verwendet Produkte aus unserem eigenen Garten und kauft täglich frisch ein. Das reduziert Abfälle nahezu auf Null und schafft enge Beziehungen zu lokalen Produzenten.
Unsere Küche basiert auf mallorquinischer Tradition und der mediterranen Ernährung, mit einem Hauch moderner Raffinesse. Unser eigenes Olivenöl spielt eine zentrale Rolle in allen Gerichten. Zudem hat sich die Weinszene Mallorcas stark entwickelt. Unser Maître Miquel Barceló hat eine Weinkarte ausschließlich mit mallorquinischen Weinen zusammengestellt, die hervorragende Kombinationen mit unserer Küche bieten.


Das Landhotel ist ein wesentlicher Bestandteil der Finca. Welche Art von Aufenthalt bieten Sie Ihren Gästen?
Unser Fünf-Sterne-Hotel mit acht Zimmern bietet ein eintauchendes Erlebnis in die landwirtschaftliche Welt, insbesondere in den Olivenanbau – ohne auf Komfort zu verzichten. Die Zimmer sind elegant gestaltet und verbinden Moderne mit Tradition.
Als Familienbetrieb ist es uns wichtig, dass unsere Gäste sich wie Teil der Familie fühlen und ihre Urlaubszeit als wertvoll erleben. Wir möchten, dass sie erholt und voller Energie abreisen. Gäste können an allen Aktivitäten auf der Finca teilnehmen – oder einfach an Pool und Natur entspannen.



Neben Lebensmitteln haben Sie auch eine Kosmetiklinie entwickelt. Wie kam es dazu?
Die Idee entstand aus dem Bedarf an Pflegeprodukten für unser Hotel. Da Olivenöl viele positive Eigenschaften für Haut und Haar hat, haben wir beschlossen, eine eigene Kosmetiklinie mit unserem Öl zu entwickeln. Unser Fokus liegt auf natürlichen Produkten, die sich von anderen Kosmetika unterscheiden. Die Düfte spiegeln die mediterranen Aromen unserer Finca wider.
Wie sehen Ihre Zukunftsvisionen für Treurer aus – als Familienunternehmen, Reiseziel und nachhaltige Marke?
Heute spricht man viel über Qualität, nachhaltigen Tourismus, Entsaisonalisierung und Nachhaltigkeit. Wir möchten in all diesen Bereichen ein Vorbild sein. Als Familienunternehmen basieren unsere Werte auf Einsatz, Opferbereitschaft, Ausdauer und Zusammenhalt – wie in einer großen Familie.
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